Rückblick zum Fachvortrag der Bauhütte Obbach

„Ökologischer Innenausbau mit Lehm und Kalk"

Der ambitionierte Malermeister und Lehmbauer Silvio Stolpe aus Elsenfeld im Landkreis Miltenberg informierte im Alten Rathaus Obbach Interessierte zum Thema ökologischer Innenausbau mit Lehm und Kalk. Silvio Stolpe ist neben dem Malerhandwerk auch als Baubiologe und Sachverständiger für Gebäude- und Schimmelschäden tätig sowie als Dozent und Fachlehrer. Durch seine jahrelange Berufserfahrung und zahlreiche Fortbildungen brachte er ein umfangreiches Wissen zu „alten“ Putz- und Maltechniken mit. Seine absolute Überzeugung und Begeisterung für ökologische Baustoffe waren spürbar. 

Emissionsarme und regionale Baustoffe wie Lehm und Kalk verleihen den Häusern „Leben und eine Seele“, so Silvio Stolpe. Es lässt sich nicht beschreiben, aber beim Betreten eines Hauses mit Naturmaterialien spüre er das. Die verarbeiteten Materialien nehmen großen Einfluss auf Gesundheit, Schlaf, Stoffwechsel und Wohlbefinden. Lichtverhältnisse, Beleuchtung und Materialauswahl beeinflussen Raumklima und Atmosphäre. Sein Merksatz für nachhaltiges Bauen und Planen lautete: Verbaue nichts in deinem Haus, was Du nicht unbekümmert in deinem Garten entsorgen wolltest. Hier fiel auch der Begriff des „enkeltauglichen“ Bauens.

Durch konventionelles Bauen wird heutzutage immer dichter gebaut, die Innenraumluftqualität leidet bekanntlich durch zu hohe Luftfeuchtigkeitsschwankungen und mangelhaftes Lüftungsverhalten, was Schimmelbildung und Gesundheitsschäden zur Folge haben kann.

Silvio Stolpe klärte als Verfechter von Lehm über die Eigenschaften eines der ältesten Baustoffe auf, der gleichzeitig einer der fortschrittlichsten und ökologischsten ist. Der größte Vorteil von Lehm ist gleichzeitig sein Nachteil: die Aufnahme von Feuchtigkeit. Daher eigne er sich nur bedingt für den Außenbereich. Im Innenbereich punktet Lehm mit dem Speichern von Wärme- und Raumluftfeuchtigkeit. Er hat eine regulierende und luftreinigende Wirkung und speichert Schadstoffe aus der Luft. Gestalterisch sorgt Lehm für eine hohe Ästhetik, eine warme und natürliche Optik und er bietet individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, frei von jeglichen Chemikalien.

Kalk ähnelt im ökologischen Aspekt den Eigenschaften des Lehms. Seine Vorzüge gegenüber Lehm ist die Alkalinität (Säurebindungskapazität) und Wetterfestigkeit, also auch die Eignung für außen. Bei der Verarbeitung unterscheiden sich die Materialien in größerem Maße: Lehm ist deutlich einfacher zu verarbeiten. Für die Verarbeitung von Kalkputz sieht Silvio Stolpe die Notwendigkeit einer Ausbildung.

Die Verarbeitung der beiden Materialien in Kombination schaffe eine attraktive Möglichkeit für umweltbewusstes Bauen. Dabei ist die Reihenfolge der Arbeitsschritte zu beachten. Hierzu gab der Referent zahlreiche Tipps. Ebenso zur Materialbeschaffung, zur Verarbeitung und er verriet auch selbst erdachte Materialkombinationen. Er motivierte dazu mutig zu sein und experimentell mit den Naturmaterialen zu arbeiten. Wohl sind die Naturmaterialen in der Anschaffung preislich höher, langfristig gesehen jedoch durch ihre Haltbarkeit und Wiederverwendbarkeit „günstiger“. Ein Umdenken sollte stattfinden, zum Wohle der Umwelt und im Sinne der eigenen Gesundheit.