Dorfspaziergang – „Dorfkultur trifft Biolandbau“
Zu Fuß in Theilheim unterwegs
Die Ökomodellregion Oberes Werntal bot zum ersten Mal in Kooperation mit der Gemeinde Waigolshausen und der ILE Oberes Werntal das neue Format „Dorfspaziergang“ an. Interessierte tauchten ein in die geschichtliche und kulturelle Vergangenheit von Theilheim.
Gemeinsamer Treffpunkt war am Kindergarten St. Sebastianus. Christian Zeißner, erster Bürgermeister der Gemeinde Waigolshausen begrüßte die Gruppe, auch stellten sich die weiteren Akteure Eva Fenn (ILE-Umsetzungsbegleitung) und Anja Scheurich (Managerin der Öko-Modellregion) vor. Anja Scheurich erklärte, dass in der Gemeinde Waigolshausen bereits über ein Drittel der Fläche ökologisch bewirtschaftet wird.
Emilie Brehm ging auf die Geschichte des Kindergartens und die heutige Nutzung der Räumlichkeiten ein. Einige Anwesende konnten sich noch an die „guten alten Zeiten“ erinnern, was für Erheiterung sorgte. Dann ging es los in Richtung „Römmeltsgarten“, einer begrünten „Oase“ in Kindergartennähe, mit altem Baumbestand und Spielgeräten, die dank ehrenamtlichem Engagement aufgekauft und hergerichtet werden konnte. Ein altes und doch neues Spielangebot ist das Trampolin, das mit Mitteln des Regionalbudgets des Amtes für Ländliche Entwicklung und der ILE Oberes Werntal erneuert wurde. Emilie Brehm erläuterte Details dazu. Christian Zeißner stellte zudem Projekte des Sportvereins vor, die ebenso über das Regionalbudget verwirklicht werden konnten.
Der Dorfspaziergang führte weiter in Richtung Theilheimer Schloss. Roland Sauer, der Eigentümer, begrüßte und informierte über die Geschichte des Schlosses, die eng mit dem Adelsgeschlecht der „von Erthals“ verbunden ist. Das Wappen findet sich noch heute über dem Eingangsportal, am Haupteingang sowie im Stil der „Lüftelmalerei“ in einem Nebengebäude, das in jüngster Vergangenheit noch als „Spanferkelranch“ dem geselligen Beisammensein diente. Seit 1883 ist das herrschaftliche Anwesen im Besitz der Familie Sauer. Konrad Roth wusste weitere Geschichten über einen Tüftler und Bastler der Ballonfahrt zu erzählen, der zu Zeiten Napoleons in Rußland seine Erfindung bewarb und sich dann nach Theilheim zurückzog, um weiter in die USA zu reisen.
Nächste Station war ein „Marterle“, an dem auf das Fränkische Bildstockzentrum Egenhausen aufmerksam gemacht wurde, einem Gemeinschaftsprojekt der ILE, das dieses Jahr 15-jähriges Bestehen feiert. Neu ist eine „Marteli-Rallye“, die von Schülern des Alexander von Humboldt Gymnasiums ausgearbeitet wurde. Auch wurde die Werntalförderung vorgestellt, die es Besitzern von ortstypischen Gebäuden, Hoftoren, Pforten und Einfriedungen ermöglicht, Fördermittel zu erhalten.
Eine weitere Station war der steinerne Kinderwagen am Denkort Deportation. Er erinnert zusammen mit einer Tafel an die jüdischen Mitbürger, die im September 1942 aus Theilheim deportiert wurden. Konrad Roth wusste viel über die fast 500 Jahre lange Geschichte der Juden in Theilheim zu erzählen, die einst einen großen Prozentsatz der Dorfbevölkerung ausmachten. Gezwungenermaßen als Händler tätig, sorgten sie für geschäftiges Treiben in Theilheim und prägten mit ihren Anwesen das Ortsbild.
Weiter ging es zur „Alten Schule“, die mit Mitteln des Amtes für Ländliche Entwicklung saniert wurde. Geschäftsleiter Josef Zeißner informierte über Daten und Fakten, auch konnten die Proberäume des Musikvereines und des Gesangsvereines besichtigt werden. Als Überraschung gab der Gesangsverein Liederkranz mehrere Lieder zum Besten, die Anwesenden stimmten mit ein.
Vor allem durstig machten sich die interessierten Zuhörer auf den Weg in Richtung Bioweingut Huter. Es ging direkt hoch in den Weinberg, von wo aus sich ein schöner Rundumblick über Theilheim und Umgebung bot. Eine Insel mit liebevoll hergerichteten Köstlichkeiten von Katrin Huter wartete auf die Ankömmlinge. Bei Speis und Trank präsentierte Sebastian Huter sein Weinsortiment und stellte die Arbeit im Weinberg vor. Der überzeugte Bio-Winzer, der nahezu ausschließlich Handarbeit leistet, ging insbesondere auf die Themen Bewässerung und Schädlingsbekämpfung ein. Der Abend klang mit gemütlichem Beisammensein und guten Gesprächen aus. Ein gelungenes Format, das in Kronungen seine Wiederholung finden wird.