Einfach bauen - Kreislaufwirtschaft fördern - Verantwortung übernehmen

Der Architekt Stefan Schlicht aus Schweinfurt referierte einen überaus interessanten Vortrag zum Thema „Einfach bauen-Kreislaufwirtschaft fördern-Verantwortung übernehmen“ in den Räumlichkeiten der „Neuen Mitte“ in Niederwerrn. Stefan Schlicht ist Teil des Planungsbüros, das genau dieses gelungene Konzept unter Berücksichtigung der genannten Punkte entwickelte. Er plädiert für das Bauen im Bestand. Ziel sollte sein, Ortschaften attraktiv zu halten und mit dem großen Potential, das in alten Häusern und landwirtschaftlichen Gebäuden steckt, nicht sorglos umzugehen, sondern es zu erhalten und in die Moderne zu führen. Dort findet sich Heimat und Identität wieder, die in den sogenannten „schwarz-weiß Neubaugebieten“ völlig fehlt und verloren geht. 

Einfaches Bauen bedeutet nicht, in irgendeiner Form auf Qualität und Energieeffizienz zu verzichten, sondern die Komplexität der Konstruktionen und der Gebäudetechnik zu vereinfachen. 

Die Anforderungen an Baukriterien steigen seit Jahrzehnten stetig mit einer fast unüberblickbaren Zahl an DIN-Normen. Zur Erfüllung der DIN-Normen wird zum Beispiel ein Wandaufbau in mehreren Schichten und Teilen vollzogen, was viele Arbeitsschritte erforderlich macht. Dies verteuert das Bauen „unnötig“. 
Als Beispiel eignet sich das Gebäude der „Neuen Mitte“ hervorragend: Recycelter Beton einer abgerissenen Autobahnbrücke bei Würzburg wurde „in einem Guss“ in eine Schalung gefüllt. 

Im Innenraum ist zu erkennen, dass diese Schalung aus sägerauhen Brettern bestand, deren Struktur die Wärme des Holzes vermittelt, obwohl das Auge den reinen Beton wahrnimmt. Die betonierte Außenfassade wurde von einem Steinmetz „gespitzt“, was den geschalten glatten Beton als groben Putz erscheinen lässt, der eine harmonische Optik bietet.

Die TU München beschäftigt sich seit 2012 mit dem Verbund „Einfach Bauen“ von Architekten und Ingenieuren mit dem Ziel, über ihre Forschung und Lehre eine neue, gegenläufige Entwicklung anzustoßen und damit einen wichtigen Impuls in der deutschen Bauwirtschaft zu setzen.

Vom Bayerischen Staatsministerium soll der Gebäudetyp-e auf den Weg gebracht werden. Ziel ist, in der Bayerischen Bauordnung Erleichterungen zu schaffen. Zahlreiche Pilotprojekte beschäftigen sich mit der Erprobung neuer Bau- und Wohnformen. Beispielsweise soll durch vereinfachte Haustechnik, reduzierten Schallschutz oder alternative Baustoffe kostengünstigere und ressourcenschonendere Gebäude errichtet werden können.

In einer Studie wurde herausgefunden, dass ebenso viel Baumaterial entsorgt wird, wie für die errechneten benötigten Wohnungen gebraucht würde.

Durch die Wiederverwendung von recyceltem Baumaterial kann ein verantwortungsvoller Beitrag für unsere Umwelt geleistet werden und der CO²-Ausstoß verringert werden. Der Kreislauf verringert den Bedarf an neuen Rohstoffen und gleichzeitig minimiert sich die Abfallmenge und letztlich die Kosten.

Zahlreiche Bilder von Praxisbeispielen begleiteten den Vortrag. Stefan Schlicht führte die sehr interessierten Zuhörer im und um das Gebäude, während er reichlich Fragen beantwortete. Zu guter Letzt konnte ein Blick in die Energiescheune der Gemeinde Niederwerrn geworfen werden.