Gemeinderäte und Planer aus der ILE Oberes Werntal informierten sich
Die Gemeinderäte der ILE Oberes Werntal trafen sich zu einer Informationsveranstaltung zum Thema „Zukunftsfähiges und klimaangepasstes Regenwassermanagement“. Was ist darunter zu verstehen?
Ziel ist es, das Regenwasser in die Versickerung, Verdunstung und Speicherung zu bringen anstelle in den Kanal abfließen zu lassen. Die Region saugt das Wasser „wie ein Schwamm“ auf, daher die Begrifflichkeit. Durch gezielte Maßnahmen kann der Siedlungsbereich auf diese Weise vor Überschwemmungen und Hochwasser geschützt werden, auch kann das Wasser zur Bewässerung und zur Kühlung vor Ort eingesetzt werden. Der natürliche Wasserkreislauf wird wiederhergestellt, indem zunehmend „Mehrfachnutzung“ von Fläche ermöglicht wird, Entsieglung und Rückhalt zugelassen wird. Hierbei ist ein „neues Denken“ gefragt, Wasser darf zum Beispiel auch „auf der Straße“ stehen oder an anderer Stelle, es „muss“ nicht zwingend in den Kanal verschwinden - ganz im Gegenteil.
Als Gastgeber fungierte die Gemeinde Dittelbrunn. Erster Bürgermeister Willi Warmuth begrüßte den Referenten und Landschaftsarchitekten Dipl.-Ing. Andreas Rockinger der Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit (BEN) der Bayerischen Architektenkammer. Gleich zu Beginn ging es um die planetaren Grenzen und den Biodiversitätsverlust als Folge des Klimawandels. Die prognostizierten Auswirkungen werden letztendlich zum Verlust der menschlichen Ernährungs- und Lebensgrundlage führen und damit auch zum Verlust der klimastabilisierenden Wirkung der Biodiversität. Daher ist ein Umdenken nötig, so Rockinger, in Richtung mehr kommunaler Nachhaltigkeit.
Er plädierte dazu sinnvoll und sensibel mit Wasser umzugehen und die Themen Bauen und Wasser immer zusammen zu denken.
Wasser sollte als Gut gesehen werden und nicht als Gefahr.
Dies gilt insbesondere in Zeiten von Trockenheit und Dürre.
Wir brauchen (Grund-) Wasser und müssen es schützen.
In der Praxis gibt es vielfache Umsetzungsmöglichkeiten, die keine Zusatzflächen benötigen:
- Gefälle der Straße so wählen, dass das Wasser in Grünfläche mit Versickerungsbeeten abfließt.
- Dachbegrünungen und Fassadenbegrünungen, die eine Wasserverdunstung verzögern
- Freiflächen, z. Bsp. Grünanlagen, Straßenräume und Infrastrukturflächen, Platzflächen, die Niederschlagswasser teilweise aufnehmen und verdunsten. Sie reduzieren Oberflächenabfluss, kühlen die Umgebung ab und fördern die Biodiversität. Zum Beispiel durch die Höherlegung eines Weges mit einer Rückhaltemulde in der Fläche entsteht Lebensraum und gleichzeitig ein Gestaltungselement, das mehr kann. Durch die Freilegung von Bächen kann zusätzlicher Lebensraum gewonnen werden, um nur wenige Beispiele zu nennen.
- Baumrigolen und Versickerungsflächen mit Bäumen – Alte große Bäume spenden Schatten und Kühle
Andreas Rockinger bestärkte die Zuhörer darin, mit neuen Bauweisen Mut zu beweisen. Einige bauliche Maßnahmen sind nicht hochtechnisch bzw. teuer und dafür effizient. Sinnvolle Lösungen bedürfen einer intelligenten Planung. Die Ausführungen liegen größtenteils in der „anderen“ Ausführung der Erdarbeiten, die meist keine Mehrkosten verursachen und sich letztendlich hocheffektiv auf unser gesamtes Ökosystem auswirken.
Auch zu bedenken ist, dass Regenwasser, das über die Kanalisation in die Kläranlage gelangt immense Kosten und Energieaufwand verursacht. Regenwasser ist das teuerste Wasser in der Kläranlage. Bisher gelangt circa nur ein Viertel des Niederschlagswassers im Grundwasser.
Zusammenfassendes Fazit:
Mit einem zukunftsfähigen und klimaangepassten Regenwassermanagement kann gemeinschaftlich viel erreicht werden. Optionen dafür sind: Wasser in der Fläche halten, den Oberflächenabfluss reduzieren und den Pflanzen zur Verfügung stellen, die Schatten spenden und der Verdunstung dienen. Das Wasser wird folglich den Wolken wieder zugeführt und es entsteht ein geschlossener Kreislauf. Die dadurch entstehende Verdunstungskühle schafft Lebensqualität und biologische Vielfalt.